Haltestellenschild mit hängendem Jesus an Metallpfosten auf LT-Fußplatte
820 × 2.500 × 420 mm Bakelit, Metall, Kunststoff und Farbe
Das Werk Naherwartung beschäftigt sich mit dem rituellen Charakter des Wartens. Als Fluchtversuch durch Mobilität und Aktivität findet es sich in traditionellen Praktiken wie z. B. die der Anbetungen und modernen kontemplativen Übungen wie z. B. die der Achtsamkeit oder Körperarbeit. Kontemplation für die Erlösung vom Produktivitätszwang und Aktivitätsdruck, ein Versprechen, das vielleicht ewig nur eine Naherwartung bleibt.
Das Objekt bearbeitet zahlreiche Themen des Wartens und bietet einen großen interpretativen Spielraum. Durch Jesus in gekreuzigter Haltung am »H« des runden Schildes öffnet sich das Warten in Form eines rituellen Raums. Offensichtlich im christlichen, weiter im kontemplativen Rahmen. Das Haltestellenschild fungiert hierbei als Mobilitätsversprechen und symbolisiert den Aufbruch zum Verlassen der momentanen Situation hin zu einer besseren. Im konsumkapitalistischen Kontext ein gefundenes Fressen, um diverse Produkte, Techniken oder Dienstleistungen zur Abschwächung des Produktivitätszwangs vermarkten zu können. Doch können die Heilsversprechen die Erwartung erfüllen oder ist alles Warten auf den Bus mit der Aufschrift Wahrhaftige Erlösung umsonst? In der Höhe von 1,95 m wirkt das Schild schwer erreichbar und thront über den Köpfen der Betrachtenden. Diese Anordnung stellt Vermutungen in Bezug auf die eben gestellte Frage auf. Durch die Reduktion der Farbigkeit auf Schwarz und Weiß erfährt das Werk eine Entrückung aus der Realität und konzentriert das Wichtige.
Diese Arbeit ist Teil der Ausstellung Warten als Seismograf der Gesellschaft.
Object Art