Mechanische Personenwaage auf vier Hockerbeinen aus Edelstahlrohr
300 × 485 × 300 mm Edelstahlrohr, Kunststoff und Farbe
Das Werk Die Gewichtung fragt nach unserem Werturteil über das Warten, indem es selbst zum Teilinstrument im Messwerk wird. Wie sehr lässt sich das Warten vom Individuum trennen? Welchen Einfluss haben wir darauf und wie viel Beachtung schenkt das Individuum einer Wertung?
Durch das Platznehmen auf der gepolsterten Sitzfläche des Hockers, die aus einer schwarz lackierten mechanischen Personenwaage besteht, wandert die Blickrichtung auf die Gewichtsanzeige. Automatisch nimmt der*die Sitzende eine devote Haltung ein, der Kopf ist gesenkt, der Blick nach unten gerichtet. Nicht selten suchen die Arme einen Stützpunkt auf den Oberschenkeln. Der eigene Körper sucht nach Halt und findet ihn durch die fehlenden Lehnen nur bei sich selbst. Es entsteht eine Körperhaltung, die nicht nur Unterwürfigkeit ausstrahlt, sondern auch arttypisch ist für wartende Personen. Wird mir die vermeintliche Schwere, die wir dem Warten zuschreiben, nicht erst bewusst, wenn ich den Fokus darauf lenke? Und ist dies nicht eine stumme Einwilligung in Machtstrukturen? Die Gewichtung versucht das Warten als Infra-Gewöhnliches (l’ infra-ordinaire) 【VGL. PEREC 1991: 8】 zu inszenieren und ermächtigt ein Bewusstsein über die eigene Wertung zum Phänomen zu entwickeln.
Diese Arbeit ist Teil der Ausstellung Warten als Seismograf der Gesellschaft.
Object Art
Perec, Georges: Warum gibt es keine Zigaretten beim Gemüsehändler, übers. von Helmlé, E., Bremen 1991.